Seit dem Sturz Mubaraks und dem Beginn der sogenannten „Übergangszeit“ in Ägypten sind nun zwei Jahre vergangen. Zwei sehr unruhige Jahre, die von Gewalt und politischen Manövern geprägt waren. Zwei Jahre voller Optimismus, aber auch voller verlorener Illusionen. Vielleicht ist es nun Zeit sich zu fragen, was man aus seinem Leben machen möchte.
Man muss nur schauen, wie es um das Stadtzentrum herum aussieht um festzustellen, dass das Gefühl der Revolution in Ägypten zu einer eigenen Welt geworden ist, eine Welt fernab von der Realität, die ihre eigene Geschichtsschreibung, ihre eigenen Geschichten, ihre eigenen Helden hat. Dieses Gefühl überkommt ich, wenn ich den Tahrir-Platz verlasse und meine Eltern besuche, die in Zamalek wohnen. Man muss nur über die Brücke Kasr El Nil und fünf Minuten weiter bis zur Straße des 26. Juli gehen, wo sich die angesagten Bars und Cafés befinden.
In Ägypten rühmt man sich mit der Fähigkeit, sich leicht an Veränderungen anpassen und Änderungen in unseren Alltag integrieren zu können. Die immer wiederkehrende Gewalt seit dem Sturz von Mubarak hat gezeigt, dass das wahr ist. Auf der einen Seite gibt es Kämpfe mit Toten, und nur 500m weiter gehen die Menschen spazieren und trinken Kaffee, als wäre nichts passiert. Das ist ein trauriges Phänomen, das einen aber vielleicht animiert, über sein Leben nachzudenken.
Ich versuche schon seit einigen Monaten, Abstand zu gewinnen und bereite mich auf die Aufnahmeprüfungen an Filmhochschulen vor. Als ich gesagt habe, das ich weggehen möchte, hat man mir sofort Vorwürfe gemacht und mich als Deserteur bezeichnet. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich 2011 bereits mein Studium in Prag abgebrochen habe, um nach dem Sturz Mubaraks nach Ägypten zurückzukehren. Statt im Marketing zu arbeiten, habe mich während der Revolution auf den audiovisuellen Bereich spezialisiert. Ich bedauere es nicht, nach Ägypten zurückgekehrt zu sein, auch wenn die “Übergangszeit” nicht so verlaufen ist, wie ich gehofft habe. Aber jetzt ist es an der Zeit, weiter zu gehen.
Ahmed El Lozy
Foto: Ahmed El Lozy. Graffiti auf dem Tahrir-Platz , auf dem steht: “Die (Muslim)Brüder sind Ungläubige”.
Ahmed El Lozy ist diplomierter Soziologe der amerikanischen Universität von Kairo. 2007 wurde er beim Dreh des Spielfilms Das Aquarium Assistent von Regisseur Yousry Nasrallah und begann seine Karriere in der Filmbranche. 2010 flog Ahmed in die Tschechische Republik, um dort an der Film- und Fernsehfakultät (FAMU) zu studieren und drehte seinen ersten Kurzfilm Nocni Smena. 2011, zurück in Kario, arbeitete er von 2011-2012 für die Webseite AlMasry AlYoum als Videojournalist.
Twitter: @ellozy